Heute Morgen 5:30 Uhr gleich noch mal rauf auf’s Dach. Die Sonne war schon draußen. Da wir auch fast Vollmond haben wird Fady da oben sicher wenig geschlafen haben. Auf jeden Fall ist es doch recht frisch hier oben. Da ich eigentlich ja gestern Abend noch zum nächsten Shelter gehen wollte, habe für ein Frühstück natürlich wieder mal zu wenig Wasser. Also gibt es erst einmal nur einen Kanten Weissbrot mit Pinutbutter. Das Wasser reicht zum Trinken natürlich für die nächsten 2,6 Meilen. Dort treffe ich auf drei Southbounder. Das sind die Hiker, die im Juni am Mt. Katahdin starteten und den selben Weg Richtung Süden gehen. Trifft man hier jetzt jede Menge.
Das Wetter meint es heute wieder gut mit uns. Es bleibt ganz angenehm. Bergauf kommt man aber auch ganz gut ins Schwitzen. An einer Straße kann ich aus der Ferne so etwas wie einen Laden erkennen. Hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Es ist tatsächlich ein Bauernladen mit frischen Sachen, sowie mit kühlen Getränken und Eiscreme. Hier gibt es erst einmal ne schöne Pause.
Als ich an der Straße wieder zurück zum Trail gehe, kommt mir auch Sybil wieder entgegen. Hatte ich seit Samstag Abend nicht mehr gesehen. Ich nehme gleich den nächsten Anstieg in Angriff. Später an einem kleinen Fluss, koche ich mir auf einer kleinen Holzbrücke mein Mittagessen. Es ist wohl der bisher ungemütlichste Platz, den ich hier auf dem Trail je hatte. Ärgerlich, eine halbe Meile weiter wäre es am Fluss viel schöner gewesen. Hier kann ich auch das erste Mal meine Crocs anziehen und durch das etwas tiefere Wasser gehen. Bisher habe ich die Schuhe nur als Ausgehschuhe benutzt. Der Tag endet am Thistie Hill Shelter. Hier wird seit langem mal wieder auf einem richtigen Campsite übernachtet.
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Tag 98: 21.7.2013 noch 471 von 2186 Meilen
Dieser Tag fängt erst mal schlecht an. Die ersten 20 Minuten des Tages laufe ich leider in die falsche Richtung. Soll hier aber auch schon Anderen passiert sein. Ich war mir beim Start auch nicht sicher. Aber auch mit Hilfe von Kompass und Sonnenstand konnte ich nicht mehr klären aus welcher Richtung ich gestern wohl gekommen bin. Zum nächsten Shelter geht es vorher erst einmal richtig steil einen Hang rauf. Es ist heute den ganzen Tag schön sonnig aber nicht so heiß. Das Mittagessen muss mal wieder mitten auf dem Trail an einem Fluss statt finden. Dann wird es auch eigentlich recht spät. Weiß gar nicht ob ich den Shelter noch vor 20:00 Uhr erreiche. Vorher komme ich aber noch an einen Aussichtspunkt. Auf einem Holzhaus ist oben eine Plattform montiert. Eine herrliche Aussicht. Ich disponiere um. Geschlafen wird im Holzhaus auf dem Fußboden. So kann ich heute Abend hier den Sonnenuntergang genießen. Morgen wird ganz früh bei hoffentlich schönem Sonnenaufgang aufgestanden. Ein junges Mädel aus Kanada baut sogar ihr Zelt oben auf der Plattform auf.
Tag 97: 20.07.2013 noch 483,1 von 2186 Meilen
Gestern, so gegen 22:00 Uhr musste sich wohl erst einmal wieder die Luft entladen. Unser Shelter lag aber wohl zum Glück am Rande des Geschehen. Es hat etwas geregnet. Das satte Gewitter konnte wir also aus der Ferne bestaunen. Am Morgen dann gleich 4,5 Meilen rauf auf 1300 Meter. Leider war die Luft durch den Regen gestern sehr, sehr nebelig. Also auch keine Aussichten von oben. Es gibt auch heute Möglichkeiten zum Baden. Das Wetter lädt aber nicht gerade dazu ein. In einem weiteren State Park mit eigentlich schönen Campingflächen gibt es die Möglichkeit zu Duschen. Ich müsste mir auch dringend meine Klamotten Wäsche. Habe mich gestern einmal ordentlich auf den Hosenboden gesetzt. Sieht nicht schön aus. Muss aber wohl noch bis Dienstag Abend warten. Bis dahin reicht mein Essen noch. Dann soll in Hanover NH. übernachtet werden und auch noch einmal ordentlich vor den White Mountains gegessen werden. Auf dem Campground bleibe ich nicht. Zwei Meilen weiter findet sich ein guter Platz im Wald.
Tag 93: 16.07.2013 1495,6 von 2186 Meilen
Ok, wir schreiben also den 16. Juli 2013.
Heute mal wieder um 7:00 Uhr los. Das Wetter bleibt stabil. Es wird wieder brühtend heiß. An einem Wasserfall gönne ich mir sogar eine Badepause. Zum Glück ist immer genug zum Trinken da. Den nächsten Shelter lasse ich aus. Der liegt 0,5 Meilen ab vom Trail. Weiß gar nicht wer sich dort hin verirrt.
Ja, und dann ist es 15:21 Uhr. Salisbury CT. US 44. Ich muss sagen, mit großen Emotionen verlasse ich hier den Appalachian Trail als Thru-Hiker. In den letzten Tagen haben viele Varianten wie es weiter geht, durchgerechnet. Dass ich in 4 1/2 Monaten den Thru-Hike schaffe, war von vorn herein ein schwieriges Unterfangen. Ich bin in dieser Zeit sehr flink vorran gekommen. Um den Trail aber trotzdem für mich zufrieden zu beenden, musste langsam eine Entscheidung her. Die Möglichkeiten alle aufzuzählen, die ich in Erwägung gezogen habe, würde ewig dauern. Gestern hat mir sogar noch eine Hikerin vorgeschlagen, zum Mt. Katahdin zu fahren und bis zum Abreisedatum rückwärts (southbound) zu gehen. Nun bin ich hier in Salisbury zufälligerweise im Vanessa Breton Hostel untergekommen. Die Besitzerin hat sich auch ganz rührend um mich gekümmert. Für Morgen früh 9:00 Uhr hat sie nun ein Auto organisiert und fährt mich selber 100 Meilen nordwärts in den Ort Manchester im Bundesstaat Vermont. Dort soll es dann bei Meile 1647,8 weiter gehen. Was allerdings auch bedeutet Morgen Abend werde ich wohl schon einmal wieder über 1000 Höhenmeter in die Ferne geschaut haben.
Also, mir geht es gut. Ich freue mich auf Morgen. Und auch wenn ich den Salisbury Hill hier nicht gefunden habe. Dieser Ort wird mir ewig in Erinnerung bleiben.
Bild 4: hier hätte ich rechts ab gemusst.
Bild 5: und dann immer gerade aus.
Tag 92: 15.07.2013 1482,3 von 2186 Meilen
Komme heute, warum auch immer, erst um 9:00 Uhr los. Fatal natürlich bei der Hitze.
Es sind genau 10,00 Meilen bis zum nächsten Shelter. Nach zwei Stunden wird an einem grösseren Fluss erst einmal für ne viertel Stunde eine Fußpflege eingeschoben. Erst um 16:00 Uhr sind diese 10 Meilen abgelaufen. Eigentlich viel zu spät für eine Mittagspause. Aber irgendwann muss ja mal gegessen werden. Danach noch schön ne Runde hingelegt. Dabei fällt mir unglücklicherweise ein Brillenglas aus der Fassung. Zum Glück bin ich dieses Mal nicht alleine am Shelter. Ein scheinbar recht geschickter Hiker-Freund kann mir in dieser misslichen Lage erfolgreich weiter helfen. Bei nächster Gelegenheit werde ich mir wohl noch eine Zweite besorgen müssen. Da das Wasser hier am Shelter auch wieder recht gefärbt aussieht, entschließe ich mich noch 2,5 Meilen zu einem Campground weiter zu gehen. Wie sich bald herausstellt, mit Erfolg. Nur werde ich hier wieder einmal alleine unter den Bäumen campieren. Leider lässt sich hier kein geeigneter Stein finden um mein Seil über einen Ast zu werfen. So entscheide ich: In Connecticut gibt es keine Bären. Der Beutel bleibt wieder mal im Zelt. Zur Absicherung lege ich meine durchgeschwitzten Sachen darüber.
Tag 91: 14.07.2013 1469,9 von 2186 Meilen
Heute startet für mich der vierte Monat, und ich fälle für mich persönlich eine schwere Entscheidung. Ich trenne mich nach drei Monaten von meiner Trinkflasche. Ich habe sie mir am 13. April im “Super Target” in Atlanta GA. gekauft.
Ich hoffe, dass sich am Trail in nächster Zeit wieder etwas ändert. Der Trail wird hier in den Niederungen der Appalachen langsam langweilig. Die Zivilisation ist so dicht. Da liegen manchmal Shelter gerade 0,3 Meilen von der Straße weg. Manchmal kreuze ich kleine Straßen, wo ich dann links und rechts die amerikanischen Briefkaesten sehe. Wenn ich dann noch ne Email für mein Tagebuch auf dem Smartphone habe, setzte auch schon mal den Rucksack ab und gehe die Straße entlang und suche nach einem offenen Netzwerk. Hat bisher immer geklappt. Die letzten Tage würde daher auch eher als Arbeitstage bezeichnen. Der Tag heute wird wieder sehr anstrengend bei heißem Wetter. Erst um 14:30 Uhr gibt es Mittag. Danach noch ein kleines Nickerchen. Um 16:00 Uhr schnalle ich noch einmal den Rucksack für 7,3 weitere Meilen über. Um diese Zeit haben es sich drei junge Mädels mit ihren Zelten schon neben dem Shelter gemütlich gemacht und genießen den Tag.
Auf dem Weg zum nächsten Shelter wird wieder geklappert. Habe mich natürlich ordentlich erschrocken. Dieses Mal lag sie auch auf dem Weg genau vor mir. Nach etwa zehn Minuten hatte sie sich auch verzogen. Erst um 20:30 Uhr komme ich am Shelter am. Um diese Zeit bricht hier bereits die Dunkelheit heran. Ich schlafe mal wieder auf der Platte. Ein anderer Hiker liegt um diese Zeit schon bettfertig in seinem Schlafsack.
Appalachian Trail Half-way Point
Tag 81: 3.7.2013
Ortsteil 17:30 in Delaware Water Gap
Bin bei Meile 1289,3
In 0,3 Meilen bin ich raus aus Pennsylvenia.
Tag 80: 2.7.2013 1278,1 von 2186 Meilen
Die Nacht war dann noch ordentlich was los. Erst nur leichter Regen. Da das Zelt auf ganz weichem Waldboden steht hing an einer Ecke die Plane durch und das Wasser lief hinein. Also noch mal raus und mit einem Stein die Stelle auf Spannung gehalten. Nun konnte es wieder richtig losgehen. Und es ging. Habe auch schlecht geschlafen.
Erst gegen 8:20 Uhr wieder durch den nassen Wald. Den Weg finde ich langsam unerträglich. Nur gut dass die Grenze zu New Jersey bald erreicht ist. Angeblich soll es dann dort noch auf 20 Meilen so weiter gehen. Ich kann mich fast gar nicht mehr erinnern wie es ist einen ganzen Tag auf normalen Wegen zu gehen. Getroffen habe ich seit meiner Rückkehr noch nicht Viele. “Lost” muss heute Morgen schon vor mir am ersten Shelter gewesen sein. Er hat sich im Shelterbuch vor mir verewigt. Im den Shelterbüchern kann man z.B. Sprüche eintragen oder für Andere Nachrichten hinterlassen. An meinen freien Tagen habe ich bei trailjournals.com gelesen, dass “Speed” mir dicht auf den Fersen ist. Den habe das letzte mal einen Tag nach meinem Geburtstag in Damascus gesehen.
Gegen 15:00 Uhr bin ich an der Straße in die Stadt. Werde gleich von einem weißen Bob Marley mitgenommen. Einkaufen will ich nicht. Nur was Essen. Und noch zwei Baguettes von Subway für heute Abend und morgen Früh mit nehmen. Die Stadt liegt eigentlich nur eine Meile vom Trail. Vielleicht ist das auch der Grund warum ich zurück so schlecht wegkomme. “Das kurze Stück kann der doch wohl laufen.” Schließlich nimmt mich doch noch einer mit. Ein Hühne von Kerl. Als mein Rucksack auf der Ladefläche liegt und ich einsteigen will, sagt der Typ zu mir: “Don’t kill me.” Man soll ja immer solche Geschichten von Anhaltern hören. Nach fünf Minuten bin ich wieder auf dem Trail. Ich habe ihn nicht umgebracht. Zwei Stunden hänge ich noch widerwillig dran. Dann packe ich meine nassen Sache wieder aus und mache es mir im Zelt gemütlich. Eigentlich hätte ich heute mal ‘ne halbe Stunde Sonnenschein gebraucht um meine Sachen ein wenig zu trocknen. Aber was solls. Morgen ist ja auch noch ein Tag.
Tag 79: 1.7.2013 1261,9 von 2186 Meilen
Die Nacht hat es einmal satt geregnet mit Blitz und Donner. Nett sich sowas aus ‘nem Schlafsack unter einem trockenen Shelterdach anzusehen. Allerdings mehr Wasser für den Morgen habe ich so auch nicht bekommen. Mit wenig Frühstück, die neu gekauften Tortias schmecken nicht, um 7:10 Uhr los. Der Weg ist wieder sch…. Dazu noch die nassen herunter hängenden Zweige. Hatte gestern Abend noch mit Rolling R. telefoniert. Der hatte gestern großes Trail-Magic. Die Leute sollen dann aber noch volle Gallonenflaschen mit Wasser dort gelassen haben. Trotzdem sind es fast 3 Meilen für mich, bis endlich richtig gefrühstückt werden kann. Später nach dem Mittagessen geht es runter an eine gut befahrene Straße. In den Ort brauche ich aber nicht. Als ich über diese Brücke gehe, sieht man den nächsten Regenschauer schon kommen. Rechtzeitig kann ich mich unter der Brücke auf den Bahngleisen in Sicherheit bringen.
Dem nächsten Schauer entkomme ich dann leider nicht. Auf der anderen Seite der Brücke geht es sehr steil und felsig wieder bis nach oben. Man war aus unserem Buch aber schon vorgewarnt. Den Rest des steilen Hanges bekomme ich noch ohne Regen hin. Als sich am Wegrand ein Platz für mein Zelt bietet nutze ich den Augenblick und ruhe mich drinnen eine Weile aus. Der erwartete nächste Schauer bleibt erst einmal aus. Also nach ‘ner knappen Stunde alles wieder eingetütet. Als es da oben weiter geht, komme ich fast in einen Geschwindigkeitsrausch. Auf einem schmalen Aschepfad geht hier für 1 1/2 Stunden die Post ab. Am Wegesrand auch reife Blaubeeren und Himbeeren. Die lasse ich heute links liegen. Hoffe aber, dass Morgen noch einmal so eine Gelegenheit kommt. Um 20:00 Uhr schlage ich wieder mal gleich neben dem Trail mein Zelt auf. Morgen soll’s dann mal wieder kurz in den Ort gehen. Mal sehen ob ich nicht auch Rolling R. wieder einhole.