Tag 136: 26.08.2013

 

 

 

                                           I C H   B I N   D A   ! ! !
Jochen am Ziel
Nach 1902,9 Meilen
auf dem Appalachian Trail
bin ich heute am
26. August um 11:17 Uhr
auf dem Mt. Katahdin ME
angekommen.

 

Was hier gut klappt im Amyland, das muss ich sagen, sind die Wettervorhersagen. Wir hatten nun gefühlt 14 Tage Sonnenschein. (wenn es Nachts mal geregnet hat, soll’s mir auch egal sein) Da bietet sich ein Tag wie heute gerade dazu an, mal wieder schlechtes Wetter aufzufahren. Einige Hiker hier hatten nicht ihren Bärenbeutel an die “bear line” gehängt. Nein, gleich den ganzen Rucksack. Die sind in der Nacht also wieder raus und haben ihre Sachen in Trockenheit gebracht. Ich habe meine Sachen schon seit Vermont nicht mehr aufgehängt. Um 4:00 Uhr hat es dann richtig geregnet. Am Morgen stand für alle Leute fest, heute geht es auf “Katahdin”. Für die 5,1 Meilen haben wir ca. 4 Stunden gebraucht. Kurz vor dem Gipfel kamen uns schon die ersten Thru-Hiker völlig durchnässt wieder entgegen. Ich glaube, wir konnten eigentlich keine 30 Meter weit gucken. Auf dem Weg zum Gipfel bin ich auch von anderen Hikern gefragt worden, ob man auch emotional aufgewühlt ist. Da ich hier eigentlich gar nicht so richtig wusste, wo ich hier überhaupt bin, sind mir hier Emotionen auch egal gewesen. Nach einem etwa 30minütigen Fotoshooting am Trailende, ging es mit kalten und nassen Fingern gegen den Wind wieder nach unten. Der Rückweg hat auf dem nassen Untergrund dann wohl fünf Stunden gedauert. Unten am Parkplatz hat uns dann netter Weise eine Frau versprochen, dass wir alle ( Fünf ) mit ins 24 Meilen entfernte Städtchen Millinocket mitfahren können. Der Haken an der Sache, – wir mussten warten, bis ihr Mann auch vom Gipfel zurück ist. Nach etwa eineinhalb Stunden war es dann soweit. Da standen wir sogar plötzlich mit 9 Hikern in der Runde. Es gab noch eiskaltes Bier.

Und da, ja da kam ein wenig Wehmut auf.Alle haben sich verabschiedet.

P1000981 P1000982 P1000996

P1000985P1000970P1000971 P1000975

D a s   w a r ‘ s . . . .

Tag 135: 25.08.2013 noch 5,1 von 2186 Meilen

Windig und kalt war es am Morgen. Aber, da ja keiner am hetzen ist, bin ich um 8:00 Uhr auch erst aus dem Zelt. Im Restaurant und Laden hier am Campground haben die tatsächlich Wifi, verraten mir das Passwort aber nicht. Schade !!! Im Laden kauf ich was fürs Frühstück ein. Am nächsten Campground, kurz vor Katahdin, soll es noch einmal einen Laden geben. Der Weg ist heute sehr flach. Mit dem leichten Rucksack ist es so wie so leicht zu gehen. Es kommen aber noch einmal drei Flüsse, die man nicht mal so eben über einen  Baumstamm oder über Steine überqueren kann. Beim dritten geht mir das Wasser sogar über die Knie. Meine Kamera und mein Smartphone sind sicher in einem Zippbeutel verpackt. Ohne größere Pausen sind wir nach fünf Stunden am Campground 5,1 Meilen vor Mt. Katahdin. Was ziemlich schlecht ist. Wer auch immer behauptet hat, hier gäbe es noch einmal einen Laden. Die Info war falsch. Ich habe eigentlich nichts mehr zum Essen. Sybil schleppt aber noch drei überflüssige Mahlzeiten mit sich rum. So gibt es bei mir Morgen zum Frühstück noch einmal Spagetti. Am Campground freuen sich alle auf Morgen. Da es hier weiter nichts mehr zu erleben gibt, sitzen wir schon um 17:00 Uhr am Lagerfeuer. Ich schlafe die letzte Nacht im Shelter. Um 19:00 Uhr taucht plötzlich BMW hier auf. Hat heute noch einmal einen 25 Meilen Tag hingelegt. Damit hat er uns in so kurzer Zeit auch mit unseren 130 geschuttleten Meilen wieder eingeholt. Alle Leute erzählen noch lustige Geschichten vom Trail.

Tag 134: 24.08.2013 noch 15,1 von 2186 Meilen

Warum auch immer, ich habe die Nacht äußerst gut geschlafen. So ein rauschender Fluss wirkt inzwischen wohl schon beruhigend. Um 6:50 Uhr habe ich meinen super leichten Rucksack auf dem Rücken. Der führt heute zum Abol Bridge Campsite, was für mich heißt, noch einmal 15 Meilen. Zweimal  ist heute wieder eine super Sicht auf Mt. Katahdin. Keine Wolke am Himmel. Gegen 14:00 Uhr überholen mich innerhalb kurzer Zeit zwei alte Bekannte/in.
The German Claus, inzwischen Dr. Pepper, habe ich seit Virginia nicht mehr gesehen, und Green Bean. Mit ihr war ich zusammen im Haus von John & Susan in New Jersey. Das Campsite am Abend ist privat. Kostet pP. 10,00 $. Liegt schön am Wasser. Dusche ist auch was Feines. Und aus meinem Zelt habe ich ein weiteres Mal Sicht auf Katahdin. Bei meiner Ankunft gibt es erst einmal drei Kugeln Eis. Am Abend noch ein anständiges Dinner. Man merkt jetzt, dass es am Abend doch schon recht frisch wird.

SAMSUNG SAMSUNG SAMSUNG SAMSUNG  SAMSUNGSAMSUNG

Tag 133: 23.08.2013 noch 30,1 von 2186 Meilen

Nach meiner Bootstour gestern Abend habe ich noch versucht, mit Isomatte und Schlafsack in der Hängematte zu schlafen. Leider hat es dann leicht angefangen zu regnen. Was unter den Bäumen erst einmal nicht tragisch war. Als es dann überhaupt nicht aufhören wollte, bin ich wieder zurück in den großen Schlafraum. Kurze Zeit später hat es dann richtig gegossen. Nach einem zünftigen Frühstück wurden wir mit dem Motorboot wieder rüber gebracht.  Jetzt brauchten wir auch nur noch etwa 200 Meter zu Fuß zurück zum Trail gehen. 15 Meilen heute. Der Weg über Steine und Wurzeln ist erst einmal ziemlich rutschig. Gegen Mittag kommen wir ein weiteres Mal an einen Aussichtspunkt, von dem aus man Mt. Katahdin sehen kann. Luftlinie sollen es sogar nur 16 Meilen sein. Meine Ankunft am Rainbow Stream Shelter zieht sich hin. Die letzten fünf bis sechs Meilen fallen mir jeden Tag richtig schwer. Um 18:15 Uhr habe ich es endlich geschafft. Leider nerven hier die Mücken ordentlich. So verkrieche ich mich recht bald. Eigentlich, an so einem schönen Abend, viel zu schade, aber zerstechen lassen will ich mich auch nicht.

SAMSUNG SAMSUNG

Tag 132: 22.08.2013 noch 45,7 von 2186 Meilen

Der Vollmond hat die Nacht noch lange in mein Zelt geleuchtet. Am Morgen gab es einen wunderschöner Sonnenaufgang. Da wir vor zwei Tagen ja fünf Meilen mehr gegangen sind, war die heutige Etappe um so kürzer. In 6,1 Meilen sollten die ersten sechs geplanten Tage in der Wildnis enden. Auch mein Essenvorrat ist aufgebraucht. Zum “White House Landing”, einem Hostel mit rundherum Versorgung, muss man noch eine zusätzliche Schleife von 0,9 Meilen machen. Am Ende dieses Weges kommt man an einen Bootsanleger. Von dort kann man die Häuser auf der anderen Seite des Sees schon sehen. Jetzt muss man nur irgend wie dort rüber kommen. An einem Baum hängt darum auch eine Gaströte, um sich bemerkbar zu machen. Keine zehn Minuten später hat man uns mit dem Motorboot abgeholt. Allein diese Herberge ist schon eine eigene Story auf dem Trail wert. Zum Mittag gibt es erst einmal den größten und wohl besten Hamburger, den ich die letzten vier Monate gegessen habe. “Coole” Duschräume. Allein die Einrichtung im Haupthaus – einfach klasse dieser Ort. Nur, wie gesagt, kein Strom. Für mich kein Wifi. Die Lampen werden mit Petrolium oder Gas betrieben, ader in unserem Bunkhouse gibt es gar keine Lampen. Nach dem Essen gehört die große Hängematte draußen zwischen den Bäumen erst einmal für zwei Stunden mir. Wir müssen hier noch einmal Verpflegung für zwei Tage aufnehmen. Im Baxter State Park gibt es dann noch einmal einen kleinen Laden. Von hier soll Morgen in vier Tagen der Trail zu Ende sein.
Am Abend mache ich mit einem der Kanus allein noch eine Ausfahrt auf dem See die Küste entlang. Den Rest des Tages kommen hier keine weiteren Hiker an. Sybil und ich bleiben die einzigen Gäste für heute. Vor drei Tagen sollen sie hier mit 18 Leuten gewesen sein.

SAMSUNG SAMSUNG SAMSUNG SAMSUNG SAMSUNG SAMSUNG

Tag 131: 21.08.2013 noch 51,8 von 2186 Meilen

Heute konnten wir es ruhig angehen lassen. Es sollte ganze 11 Meilen weiter gehen. So war ich nach dem Frühstücken am Wasser auch erst um 9:00 Uhr fertig. Der Weg ist wirklich ziemlich flach. An manchen Stellen könnte man meinen, man geht hier durch einen Park. Die ersten drei Meilen sind sogar schon nach einer Stunde geschafft. Auch hier durch die Wildnis führen einige Schotterstraßen. Und so konnten wir es kaum glauben,- wir hatten keine fünf Minuten vorher erst eine Pause gemacht.  Hier überfällt man uns mit dem vielleicht letzten Trail-Magic. Den total süßen Kuchen mochte ich zwar gar nicht, doch die zwei Dosen eiskalte Sprite habe ich dafür um so mehr genossen. Ich werde die letzten zwei Meilen wieder ziemlich langsam. Die Strecke ist dann aber um 15:00  geschafft. Es bleibt noch genügend Zeit, um zwei Mal ins Wasser zu gehen, und in der Sonne zu liegen. Am Strand hier liegt sogar ein Kanu. Richtige Paddel fehlen aber. Statt dessen hat hier einer  ne Schaufel hingelegt. Ist vielleicht sogar stabiler. Eine kleine Runde drehe ich damit noch nach dem Sonnenuntergang in der Bucht vor dem Campground. Heute Nacht ist wieder einmal Vollmond. Schade, dass ich keine richtig gute Kamera dabei habe.

SAMSUNG SAMSUNG SAMSUNG SAMSUNG SAMSUNG

Tag 130: 20.08.2013 noch 62,7 von 2186 Meilen

Schon gegen 5:00 Uhr bin ich von leichtem Regen auf das Shelterdach geweckt worden. Ab 6:15 Uhr war dann einpacken und frühstücken angesagt. Es ging noch einmal auf 3650 ft. hoch, auf den White Cap Mountain. Danach soll es bis Katahdin nur noch flache Strecke sein. Sogar unter 300 Höhenmetern. Beim Abstieg vom White Cap Mountain hatten wir das erste Mal Sicht zum Mt. Katahdin. Sah eigentlich recht  nah aus. Waren aber immer noch 72 Meilen. Um 15:00 Uhr hatten wir das geplante Tagesziel schon erreicht. In weiteren 5,1 Meilen war ein See mit Strand im Reiseführer vermerkt. Weiß auch nicht, ob ich schon wieder übermütig werde, aber um 18:00 war tatsächlich der See erreicht. Mein Zelt stand natürlich kurze Zeit später wieder direkt am Wasser. Absolut kein Wind. Mal sehen ob die ganze Nacht so ruhig bleibt.

SAMSUNG SAMSUNG SAMSUNG

 

Tag 129: 19.08.2013 noch 78,6 von 2186 Meilen

Der Typ, der noch mit im Shelter geschlafen hat, wollte eigentlich ebenfalls früh los. Um 6:15 Uhr drehte der sich aber immer noch um. Da reichte es mir. Um 7:00 Uhr hatte ich gegessen und war startklar. Der erste Teil war erst einmal richtig steil. Macht mir mit meinen Füßen im Moment überhaupt keinen Spaß mehr. Aber nach vier Meilen ist wieder Schuhe ausziehen angesagt. Hier treffe ich auch das letzte Mal den Running Shoe. Der will in fünf Tagen fertig sein. Das schaffe ich nicht. Danach ist der Trail für den Rest des Tages richtig angenehm. Immer nur leicht bergauf oder bergab zumeist auf weichem Waldboden. Um 16:00 Uhr bin ich am Newhall Shelter. Auch dieser Tag wäre geschafft. Im Shelter übernachtet nur noch ein junger Bursche, der nur durch die Wildnis von Norden nach Süden wandert. Mein Zelt bleibt auch diese Nacht im Rucksack. Um 18:30 Uhr !!!!! liege ich heute schon im Schlafsack. Hoffentlich wird das dann Morgen mal ein richtig früher Start.

 

Tag 128: 18.08.2013 noch 88,5 von 2186 Meilen

Heute früh hatte ich natürlich ein Problem. Kein Shelter – kein Wasser. Also bin ich den Weg ohne Rucksack wieder zurück. So konnte ich mir bei Licht wenigstens anschauen, wo ich den Weg verpasst habe. Genau an der Stelle hatte man große Steine in den Modder gepflastert. Ideal, um mit der Kopflampe zügig drüber zu laufen. Mein Zelt stand dann halt schon mal eine halbe Meile weiter. Der Tag wird steinig und steil. Rauf wie runter. Ich bin um 19:00 Uhr wieder einmal der Letzte, der ankommt. Auch Running Shoe bleibt mit am Shelter. Schläft aber im Zelt. Es werden so langsam meine letzten Tage auf dem Trail. So beschließe ich, die Nacht im Shelter zu schlafen. Wer weiß, wie oft das noch geht.

SAMSUNG

Tag 127: 17.08.2013 noch 99,4 von 2186 Meilen

Heute war also noch einmal gut frühstücken angesagt. Mit dabei: Running Shoe aus Augsburg. Seine Homepage ist bei mir seit Langem unter den Links zu finden. Wir haben uns den ganzen Trail über noch nicht getroffen. Noch einmal kräftig zulangen bei Pancake, Rührei und Bratkartoffeln. Leider müssen wir danach sehr lange auf unseren Shuttle zurück zum Trail warten. So starten wir nämlich erst um 10:00 Uhr. Die Wetterprognose für die nächsten Tage ist hervorragend. Mein Rucksack ist abermals unheimlich schwer. Weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal für sechs Tage Verpflegung mitgeschleppt habe. Heute Morgen verabschiede ich mich von meinem schwarzen T-Shirt. Hat die meiste Zeit als Nachthemd gedient. Es muss jetzt aus Platz- und Gewichtgründen den Mülleimer schmücken. Endlich zurück am Trail, empfinde ich die Wildnis, als ob hier noch einmal einer eins oben drauf packt. Unglaublich schöne Bilder. Leider wird der Tag für mich heute sehr, sehr lang. Jetzt recht es sich, dass wir erst so spät los sind. In der Abenddämmerung muss ich das dritte Mal heute noch einen Fluss überqueren, wozu ich wieder mal meine Schuhe ausziehen muss und in Badelatschen durch das knietiefe Wasser gehen muss. Danach geht nichts mehr ohne Kopflampe. Leider verpasse bei dieser Nachtwanderung wieder Mal das Schild zum Shelter. So bleibt mir nichts anderes übrig, als weiter zu gehen. Nach einer Weile finde ich einen akzeptablen Platz für mein Zelt. Auf meiner Isomatte finde ich trotz Steinen und Wurzeln, auf denen ich liege, schnell in den Schlaf.