Tag 116: 06.08.2013 noch 327,2 von 2186 Meilen

Hatte mir gestern Abend mit zwei Sitzbänken einen netten Schlafplatz direkt am Fenster eingerichtet. Weit weg von Küche und dem allgemeinen Durchgang. Die Gäste müssen hier nämlich am Speiseraum vorbei, von ihren Schlafräumen zur Toilette. War ne nette, ruhige Nacht mit sternenklarem Himmel. Heute Morgen fast keine Wolke am Himmel. Gefrühstückt haben wir unser eigenes Zeug und um 7:00 Uhr gings ab auf den Mt. Washington. 1,3 Meilen bergauf. Da unsere Unterkunft ja schon auf 5100 ft. liegt sind es nur etwa 300 Höhenmeter. Noch vor dem ersten Zug der die Touristen nach oben karrt sind wir oben. Fast windstill. Eine super Sicht. Ein Typ da oben erzählt sogar, dass es jedes Jahr weniger als 20 solcher Tage geben soll. Da kann man wohl auch über den einen oder anderen Regentag hinweg sehen. Aussichtspunkte gibt es hier natürlich ohne Ende. Nach einigen weiteren Bergen kommen wir um 16:30 Uhr an der nächsten Hut an. Mir schmerzen meine Plattfüße durch das ständige Herumspringen über die Felsbrocken. Es wird zwar schon langweilig, aber auch hier frage ich nach “Work for stay”. Die nächsten drei Meilen geht es nur steil bergab. Das wollte ich mir nicht mehr antun. WFS bekomme ich zwar nicht, kann aber für 10 $ noch einmal auf der Bank schlafen. Sybil läuft derweil weiter. Sie will Morgen am nächsten Campground warten.

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Tag 115: 05.08.2013 noch 334,2 von 2186 Meilen

Hier im Hut gingen gestern Abend um 21:30 Uhr die Lichter aus. Dann laufen hier alle mit ihrer Kopflampe rum. Ist aber auch sehr leise dann. Für mich aber das Zeichen, mein Nachtlager zwischen den Sitzbänken einzurichten. Gleich einschlafen konnte ich aber nicht. War wahrscheinlich noch zu vollgefutter vom späten Abendessen. Um 5:30 Uhr ging an meinem Fußende das Gewusel in der offenen Küche los. Um 6:30 Uhr sind die Leute in ihren Schlafsälen mit Gitarre und Gesang geweckt worden. Ich habe ein wenig beim Tischdecken geholfen. Später noch den Spieleraum aufgeräumt und ausgefegt. Als die meisten Gäste dann gegangen waren, noch im Stehen in der Küche was gefrühstückt. Habe mich riesig gefreut, dass ich den Job hier machen durfte. Das gehört zum Trail einfach dazu. Habe mich darum beim Trinkgeld auch nicht lumpen lassen. Um 9:00 Uhr wollten wir eigentlich weiter. Als ich bei Sybil am Zelt vorbei schaue, hat sie aber wohl noch geschlafen. Die Wettervorhersage für heute ist nicht besonders gut. Da wir knapp 6 Meilen vor dem Mt. Washington sind, machen wir wohl heute schon in der nächsten Hut stop. Die “Lake of the Clouds Hut” soll die schönste Unterkunft hier in den White’s sein. Mal sehen, ob es da heute Abend auch etwas zum Arbeiten gibt. Gegen 10:00 Uhr geht es dann doch endlich los. Leider ist der Himmel total bewölkt, noch dazu ist es hier in den Bergen natürlich sehr windig. Da wir in der nächsten Hut ja wieder “Work for stay” machen wollen müssen wir es recht langsam angehen lassen. Man darf sich dort nicht vor 16:30 Uhr vorstellen. Nach und nach lockert die Bewölkung auf. Am Nachmittag erstrahlt der Mt. Washington sogar in wolkenlosem Himmel vor uns. Um 15:15 Uhr stehen wir kurz vor der Hut. Also erst mal wieder umkehren und dann noch ne Stunde bei Sonne und kaltem Wind hinter dem Mt. Monroe abhängen. Wir sind dann die ersten Thru-Hiker und kriegen einen Platz. Müssen dann aber wieder bis 19:30 Uhr warten bis die Gäste gegessen haben. Ganz egal ob ich gestern schlecht geschlafen habe – gegessen wird was rein geht. Jetzt weiß man auch schon wo das Eine oder Andere steht. Zum Ausklang noch drei heiße Schokolade. Unser Job war dann schon heute Abend erledigt. Wir sollten die ramponierten Rückseiten der Gästebücher aus den 80er Jahren mit durchsichtigem Klebeband wieder aufmöbeln. Um 22:00 Uhr habe ich es mir diese Nacht auf zwei Sitzbänken gemütlich gemacht.

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Tag 114: 04.08.2013 noch 339,0 von2186 Meilen

Es wird wieder 8:00 Uhr. Bin morgens immer noch zu müde, um früher aufzustehen. Die Nacht musste es noch ein wenig regnen. Das Zelt war wieder recht luschig gespannt. Also noch mal raus. War aber nicht schlimm. Die ersten Meilen heute gehen die meiste Zeit flach oder mit leichter Steigung nach oben. Weiß gar nicht wo es auf dem ganzen Trail mal so ein langes angenehmes Stück gegeben hat. Und dann hier in den Bergen. Nach knapp 6 Meilen mache ich eine Pause und wollte auf Sybil warten. Auf dem Trail soll es gleich wieder bergab zur Straße gehen. Das blöde nur, diese Pause dauert fast eine Stunde. Auch bergab ist der Weg recht angenehm. Wir kommen viel zu schnell vorran. Eigentlich wollten wir heute auch nur zehn Meilen schaffen. Unten an einer der Straße steht auf einem großen Schild “Mt. Washington 12,8 Meilen”. Der zweithöchste Berg auf dem AT.  Gegen 14:00 Uhr will ich mir an einer kleinen Quelle  Essen kochen. Abends ist mir das zu spät. Sybil geht schon mal weiter. Wir treffen uns am nächsten Hut mit Campground. Als es für mich weiter geht, ziehen dunkle Wolken auf. Die drei Meilen rauf zum Mt. Webster dauern ewig. Jetzt stören auch die Stöcker manchmal. Ab und an schmeiße ich sie auch schon mal drei Meter nach oben und klettere auf allen Vieren hinter her. Zum Regen kommt da oben auch noch ordentlich Wind dazu. Gegen 19:30 komme ich am Campground an. Die nette Caretakerin erzählt wo Sybil ihr Zelt hat und, dass sie gerade im Hut ist. Als ich dort mal nach dem Rechten schauen, will kommt Sybil mir mit einem Eimer Spülwasser entgegen. Sie hat in der Küche abgewaschen und hat dafür umsonst abendessen dürfen. Sie erzählt mir, dass ich sofort den Typen am Eingang nach “Work for stay” fragen soll. Hier in den Huts dürfen jeden Tag immer eine kleine Anzahl Thru-Hiker  ” work for stay” machen. Ich kriege tatsächlich noch einen Platz und  noch Reste der Lasange von heute Abend sowie reichlich Kuchen. Schlafen darf ich im Speisesaal auf dem Fußboden und bekomme morgen noch Frühstück. Mal sehen, was ich dafür morgen arbeiten muss.

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Tag 111: 03.08.2013 noch 353,3 von 2186 Meilen

Im Shelter habe ich gegen 8:00 Uhr alles zusammen gepackt. Es hat vorher noch etwas geregnet. Jetzt ist sogar ein wenig blauer Himmel. Ich mache mich, wie sonst auch, erst einmal alleine auf den Weg. Drei Stunden später hat Sybil wieder zu mir aufgeschlossen. An der Galehead Hut kehren wir erst einmal mit anderen Hikern auf eine Pause ein. Wir dürfen die Pancakes, die beim Frühstück übrig geblieben sind, aufessen. Natürlich bleibt auf der großen Platte nichts liegen. Danach kommt noch einmal ein steiler Anstieg auf 5000 ft. Heute ist der Tag eigentlich nicht so spektakulär wie gestern. Zum Tagesziel geht es  dann meistens bergab. Aber meistens in riesigen Schritten ganz langsam nach unten. Um 19:00 Uhr erreichen wir ein Campground nach 9 Meilen.

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Tag 110: 02.08.2013 noch 362,8 von 2186 Meilen

Gestern Abend bin ich noch mit P.T. und BMW essen gewesen. P.T. ist der erste Southbounder, den ich hier auf dem Trail kennen lerne. BMW ist seiner Zeit mit Rolling R. zusammen gestartet und hat den Trail bis hier hin ohne Shuttle hinbekommen. Als ich aus dem Ort zurück komme, steht er jedenfalls bei in der Garage mit knall rotem Bayerntrikot. Heute Morgen dauert es dann doch eine Stunde bis vier Leute abmarschbereit zum Frühstücken sind. Zu der Runde von gestern Abend hat sich noch Sybil hinzu gesellt. Außer P.T. wollen  alle heute zum Trail zurück. Nach dem Essen müssen wir nur noch die Straße überqueren, um wieder zum Trail zu trampen. Vorm Tankstellengelände fragt mich einer aus dem offenen Fenster wo wir hin müssen. Ich erkläre es ihm und schon sitzen wir in seinem Wagen. Manchmal weiss ich gar nicht ob mir das Zuhause überhaupt jemand glaubt. Von dem Parkplatz wo wir aussteigen müssen wir leider noch eine Meile zu Fuß zum Trail zurück legen. Dort verabschiede ich mich auch gleich von BMW. Der ist uns viel zu schnell. Von nun an geht es zügig nach oben. Der Unterschied hier zu den Bergen im Süden: im Süden ging es in Serpentinen den Berg rauf. Hier kennt der Weg nur eine Richtung. Manchmal steil gerade nach oben. Aber der Weg lohnt sich. Wir haben schönes Wetter und eine tolle Aussicht. Der erste Gipfel ist der Mt. Lincoln. Von dort geht es über den Kamm zum Mt. Lafayette auf 5291 ft. Danach folgt ein steiler Abstieg und dann wieder rauf zum Mt. Garfield. Diesen Berg  werde ich nicht in so guter Erinnerung behalten. Vielleicht bin ich aber auch nur zu kaputt. Hier geht es jedenfalls wieder nur noch im ersten Gang vorran. Erst im Dunkeln, so gegen 20:30 Uhr, erreichen wir den Garfield Ridge Shelter. Die ersten schlafen hier  schon. Ich muss mir auf jedenfall noch was zu Essen kochen.

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Tag 107: 30.07.2013 noch 373,1 von 2186 Meilen

In dem großen Shelter haben wir nur zu zweit geschlafen. Übrigens, musste ich für diese Übernachtung 8,00$ an einen Caretaker bezahlen. Der erste Teil zurück zur Straße war wieder sehr steil. Nach einer Weile sind mir drei Mädchengruppen entgegen gekommen, bei denen ich vermute, dass die Jüngsten erst 10 oder 12 Jahre alt sein dürften. Ich weiß nicht, ob so etwas in Deutschland auch Jugendgruppen anbieten. Da ich im Moment noch nicht einmal so recht weiß, ob ich hier in den White’s überhaupt weiter laufe, statte ich dem Lonesome Lake Hut noch einen Besuch ab. Hut’s sind hier in den White’s Unterkünfte mit ein wenig Gastronomie. Drinnen treffe ich eine Jungen-Gruppe wieder, die am letzten Shelter gezeltet hat. Dabei lerne ich den Jungen David Ölschläger kennen. Seine Mutter ist Deutsche und vor 15 Jahren ausgewandert. Er hat sichtlich Lust mit mir Deutsch zu reden. Er rät mir, die White’s in ein paar Tagen noch einmal zu versuchen. Um 14:30 steige ich in Lincoln bei meinem Fahrer aus. Am letzten Parkplatz habe ich nicht einmal den Daumen rausgehalten, da hat man mich schon gefragt, ob ich in die Stadt möchte. Hier bin ich bei Chet in seinem “Chetsplace” untergekommen. Seine Garage ist zum Hostel umgebaut. Einige schlafen auf dem Fußboden. Ich habe eine Matratze in einem Etagenbett gefunden. Kurze Zeit nach meiner Ankunft kreuzt Sybil hier auf. Sie hat die letzte Nacht hier auch schon verbracht und wird wegen ihrem geschundenen Fuß morgen auch noch hier bleiben. Ich werden hier morgen ebenfalls erst einmal die Lage checken und meinen Füßen Zeit zur Regeneration geben. Hier muss man mal ganz klar an seine Gesundheit denken.

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Ich lasse nun den nächsten Eintrag hier im Blog erst folgen, wenn ich mich wieder auf dem Trail bewege. Bis dahin verbliebe ich…..

mit besten Grüßen

Bird

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Tag 106: 29.07.2013 noch 377,9 von 2186 Meilen

In der Nacht hat es wieder leicht geregnet. Der Zeltboden ist aber trocken geblieben, somit ist das   Aufrollen nicht so unangenehm. Auf dem kurzen Weg zurück zum Trail entdecke ich frische große Hufspuren. Sollte hier heute Nacht ein Moose um mein Zelt geschlichen sein? Der Weg zum ersten Shelter hier in den White Mountain Nationalpark fällt mir schwer. Es geht sogar viel  bergab doch ist hier viel matschiger Boden. Wie gut, dass mir dort am Shelter auch gleich einer erzählt, wie der Weg weiter geht -nämlich felsig und sehr, sehr steil. –  Als ich nach ewigen Stunden dort oben ankomme und die schöne Aussicht genieße, muss ich eines feststellen! DIE MASCHINE KANN MEHR !!! Im ersten Gang schleppe ich mich zum Kinsman Pond Shelter. Um 18:00 Uhr habe ich nach 11 Stunden gerade mal 9 Meilen geschafft. Der Shelter hier ist sehr schön und mit fünf Jahren auch noch recht neu. Leider gibt es hier nur Wasser aus einem Bergsee. Das Wasser ist leicht bräunlich. Aber macht ja nichts. Das heiße Wasser später im Reisgericht sieht man ja nicht. Heiße Schokolade ist auch braun und in mein Trinkwasser bekommt sowieso rote Farbe. Für Morgen sind es noch 4,8 Meilen bis zur Straße. Dort kann ich auf kurzem Weg zurück nach Lincoln trampen und  schauen, wie es weiter geht.

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Tag105: 28.07.2013 noch 389,4 von 2186 Meilen

Dass ich gestern Abend nicht weiter gegangen bin, war wohl eine sehr sehr gute Entscheidung. Der Weg ging die nächsten zwei Stunden nur noch steil bergauf. Da hätte ich zum Campen wohl nichts gefunden. Die Aussicht dort oben war ganz schön. Hätte vielleicht noch etwas sonniger sein können. Der Abstieg war  dafür jedoch ein echter Horror. Nur steile Steine, Felsen und Baumwurzeln. Zwei Stunden lang. Den Wasserfall, den ich später immer neben mir hatte, habe ich zu Anfang gar nicht beachten können. Erst gegen 14:00Uhr erreiche ich die Straße, die mich mal wieder in die Stadt bringen soll. Hier ist aber nicht viel los. Erst nach einer dreiviertel Stunde werde ich mitgenommen. Wenn ich jetzt alles schnell erledigen kann laufe ich heute noch weiter zum nächsten Shelter.                                                                                Nach dem Einkaufen ist es schon 17:00 Uhr. Es ziehen dunkle Wolken auf. Ich entscheide mich doch zurück zum Trail zu kehren. Hier werde ich auch recht bald von einem älteren Ehepaar mitgenommen die morgen am Parkplatz am Trail ein Trail-Magic abhalten werden. Gegen kurz nach 20:00 Uhr suche ich mir, wie üblich, einen Platz zum Campen. Was hier in den White’s verboten ist. Es regnet.

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