Tag 93: 16.07.2013 1495,6 von 2186 Meilen

Ok, wir schreiben also den 16. Juli 2013.
Heute mal wieder um 7:00 Uhr los. Das Wetter bleibt stabil. Es wird wieder brühtend heiß. An einem Wasserfall gönne ich mir sogar eine Badepause. Zum Glück ist immer genug zum Trinken da. Den nächsten Shelter lasse ich aus. Der liegt 0,5 Meilen ab vom Trail. Weiß gar nicht wer sich dort hin verirrt.
Ja, und dann ist es 15:21 Uhr. Salisbury CT. US 44. Ich muss sagen, mit großen Emotionen verlasse ich hier den Appalachian Trail als Thru-Hiker. In den letzten Tagen haben viele Varianten wie es weiter geht, durchgerechnet. Dass ich in 4 1/2 Monaten den Thru-Hike schaffe, war von vorn herein ein schwieriges Unterfangen. Ich bin in dieser Zeit sehr flink vorran gekommen. Um den Trail aber trotzdem für mich zufrieden zu beenden, musste langsam eine Entscheidung her. Die Möglichkeiten alle aufzuzählen, die ich  in Erwägung gezogen habe, würde ewig dauern. Gestern hat mir sogar noch eine Hikerin vorgeschlagen, zum Mt. Katahdin zu fahren und bis zum Abreisedatum rückwärts (southbound) zu gehen. Nun bin ich hier in Salisbury zufälligerweise im Vanessa Breton Hostel untergekommen. Die Besitzerin hat sich auch ganz rührend um mich gekümmert. Für Morgen früh 9:00 Uhr hat sie nun ein Auto organisiert und fährt mich selber 100 Meilen nordwärts in den Ort Manchester im Bundesstaat Vermont. Dort soll es dann bei Meile 1647,8 weiter gehen. Was allerdings auch bedeutet Morgen Abend werde ich wohl schon einmal wieder über 1000 Höhenmeter in die Ferne geschaut haben.

Also, mir geht es gut. Ich freue mich auf Morgen. Und auch wenn ich den Salisbury Hill hier nicht gefunden habe. Dieser Ort wird mir ewig in Erinnerung bleiben.

Bild 4: hier hätte ich rechts ab gemusst.
Bild 5: und dann immer gerade aus.

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Tag 92: 15.07.2013 1482,3 von 2186 Meilen

Komme heute, warum auch immer, erst um 9:00 Uhr los. Fatal natürlich bei der Hitze.
Es sind genau 10,00 Meilen bis zum nächsten Shelter. Nach zwei Stunden wird an einem grösseren Fluss erst einmal für ne viertel Stunde eine Fußpflege eingeschoben. Erst um 16:00 Uhr sind diese 10 Meilen abgelaufen. Eigentlich viel zu spät für eine Mittagspause. Aber irgendwann muss ja mal gegessen werden. Danach noch schön ne Runde hingelegt. Dabei fällt mir unglücklicherweise ein Brillenglas aus der Fassung. Zum Glück bin ich dieses Mal nicht alleine am Shelter. Ein scheinbar recht geschickter Hiker-Freund kann mir in dieser misslichen Lage erfolgreich weiter helfen. Bei nächster Gelegenheit werde ich mir wohl noch eine Zweite besorgen müssen. Da das Wasser hier am Shelter auch wieder recht gefärbt aussieht, entschließe ich mich noch 2,5 Meilen zu einem Campground weiter zu gehen. Wie sich bald herausstellt, mit Erfolg. Nur werde ich hier wieder einmal alleine unter den Bäumen campieren. Leider lässt sich hier kein geeigneter Stein finden um mein Seil über einen Ast zu werfen. So entscheide ich: In Connecticut gibt es keine Bären. Der Beutel bleibt wieder mal im Zelt. Zur Absicherung lege ich meine durchgeschwitzten Sachen darüber.

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Tag 91: 14.07.2013 1469,9 von 2186 Meilen

Heute startet für mich der vierte Monat, und ich fälle für mich persönlich eine schwere Entscheidung. Ich trenne mich nach drei Monaten von meiner Trinkflasche. Ich habe sie mir am 13. April im “Super Target” in Atlanta GA. gekauft.
Ich hoffe, dass sich am Trail in nächster Zeit wieder etwas ändert. Der Trail wird hier in den Niederungen der Appalachen langsam langweilig. Die Zivilisation ist so dicht. Da liegen manchmal Shelter gerade 0,3 Meilen von der Straße weg. Manchmal kreuze ich kleine Straßen, wo ich dann links und rechts die amerikanischen Briefkaesten sehe. Wenn ich dann noch ne Email für mein Tagebuch auf dem Smartphone habe, setzte auch schon mal den Rucksack ab und gehe die Straße entlang und suche nach einem offenen Netzwerk. Hat bisher immer geklappt. Die letzten Tage würde daher auch eher als Arbeitstage bezeichnen. Der Tag heute wird wieder sehr anstrengend bei heißem Wetter. Erst um 14:30 Uhr gibt es Mittag. Danach noch ein kleines Nickerchen. Um 16:00 Uhr schnalle ich noch einmal den Rucksack für 7,3 weitere Meilen über. Um diese Zeit haben es sich drei junge Mädels mit ihren Zelten schon neben dem Shelter gemütlich gemacht und genießen den Tag.
Auf dem Weg zum nächsten Shelter wird wieder geklappert. Habe mich natürlich ordentlich erschrocken. Dieses Mal lag sie auch auf dem Weg genau vor mir. Nach etwa zehn Minuten hatte sie sich auch verzogen. Erst um 20:30 Uhr komme ich am Shelter am. Um diese Zeit bricht hier bereits die Dunkelheit heran. Ich schlafe mal wieder auf der Platte. Ein anderer Hiker liegt um diese Zeit schon bettfertig in seinem Schlafsack.

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