Nach dem Frühstück sind fast alle Essenvorräte aufgebraucht. Gegen 13:00 koche noch einmal Nudeln, bevor ich kurze Zeit später an der Haltestelle Appalachian Trail ankomme.Von hier aus könnte ich in zwei Stunden in Manhattan sein. Und in einer weiteren Stunde wahrscheinlich am JFK Airport sein und wieder nach Hause fliegen. Will ich aber noch nicht. Gegen 16:30 Uhr ist auch die Grenze nach Connecticut überquert. Um 17:00 Uhr ist Schluss für heute. Auf einem kleinen Schotterparkplatz frage ich so’n Typen, ob er mich zum Supermarkt in den Ort fahren kann. No problem. Ich bin zwar schon in Connecticut, der Ort mit dem Supermarkt und meiner Motelübernachtung liegt aber wieder in New York. Supermarkt hört sich auch toll an. Der Laden hat leider auch nicht viel zu bieten. Also “back to the roots”. Es müssen wieder Spaghetti mit Ketchup gegessen werden. Und auch dieser Einkauf wird nicht billig. Genau wie die Übernachtung. Ich glaube zu Anfang in Franklin und Gatlinburg habe ich nicht einmal die Hälfte bezahlt. Aber es geht ja noch weiter Richtung Norden. Das Ende ist in der Hinsicht noch nicht erreicht. Das Wifi funktioniert im Motel auch nicht. Aber da lässt sich sicher noch was an der Straße finden. Ein anderer Section-Hiker, den ich gestern am letzten Shelter getroffen habe, läd mich noch auf ein Bier und ein Abendessen ein. Damit ist der dritte Monat auf dem Trail auch beendet.
Archiv der Kategorie: New York
Tag 89: 12.07.2013 1436,6 von 2186 Meilen
Heute, ausnahmsweise, schon um 7:00 Uhr unterm Rucksack. Am RPH Shelter soll es die nächsten drei Tage BBQ geben. Na, dann mal nix wie hin. Bin schon um 10:30 Uhr da. Große Enttäuschung. Noch kein Grill an. Ich darf mich am Tisch selber bedienen. Dort liegen aber “nur” Äpfel, Orangen, Schokolade und Flaschen mit Sportgetränken. Ich kann mich da zwar ganz nett mit einem der Helfer unterhalten. Damit ist der Grill aber immer noch nicht angezündet. Nach etwa einer dreiviertel Stunde mache ich mich mit wässerigem Mund wieder auf den Weg. Am Abend erzählt mir doch eine nette Hikerin, dass sie dort zwei Hamburger und zwei Hot Dogs gegessen hat. Schönen Dank. Für Morgen habe ich meinen Plan geändert. Ich will Morgen schon in die Stadt. Meine Sachen müssen mehr als dringend in die Wäsche.
Freiwillige Helfer auf dem Appalachian Trail bauen eine neue Brücke.
Tag 88: 11.07.2013 1419,6 von2186 Meilen
Müde geht’s um 8:00 Uhr heute weiter. Müde, weil mein Campground ja nur 1,6 Meilen vom Nordende der Brücke entfernt ist, übernachte ich hier doch sehr stadtnah. Die ganze Nacht fahren da unten die Züge lang und machen beim Überqueren der Straße immer ihre Sirene an. Den ganzen Tag gibt es heute eigentlich nichts zu sehen. Außer die Tankstelle heute Morgen, wo ich mir meine Verpflegung für die nächsten drei Tage kaufen muss. Einen Hiker sehe ich heute den ganzen Tag, und den auch noch vor meinem Abmarsch. Seltsam. Übernachten wollte ich abends auf einem Campground mit Duschen. Dazu müsste ich entweder eine Meile vom Trail dort hinmarschieren oder trampen. Ist hier in New York aber verboten. Ich versuche es trotzdem. Ich gehe dann aber doch noch fast zwei Meilen weiter und schlage mein Zelt wieder irgendwo im Wald auf.
Tag 87: 10.07.2013 1401,8 von 2186 Meilen
Weiß gar nicht, ob ich mich heute Abend noch als Thru-Hiker bezeichnen darf. Aber der Reihe nach.
Kann mich fast nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal im Shelter geschlafen habe. Muss die Nacht mit dem ordentlichen Gewitter gewesen sein. Der Shelter war zwar nicht gerade sauber, aber gut geschlafen habe ich trotzdem. Wasser ist heute wieder ein Thema. Die anderen Zwei haben mir gestern Abend noch über einen halben Liter geschenkt. Wollte ich erst nicht annehmen. Hatte eigentlich genug. Na ja, nur gut. Nach einer guten Stunde gönne ich mir endlich mal eine Pause zum Blaubeeren essen. Die Dinger hier sind zwar viel kleiner als bei uns im Laden, schmecken aber köstlich. Nur sind die meisten schon abgefressen. An manchen Stellen, wo die Bären scheinbar nicht vorbei kommen, findet man die Büsche auch noch richtig voll vor. Vom Black Mountain wird einem ein Blick auf die Skyline von Manhattan versprochen. Leider ist es heute sehr diesig. Man kann die Skyline wohl erahnen. Nach gut drei Stunden muss eine Hauptstraße überquert werden. Hier soll es in 0,4 Meilen ein Visitor Center mit Getränkeautomat und Wasser geben. Automaten stimmt auch. Nur die Wasserversorgung ist defekt. Die Toiletten sind auch geschlossen. Die Getränke am Automaten sind natürlich schweineteuer. Die Frau vom Center schenkt mir sogar noch eine Flasche aus ihrem Kühlschrank. Ob das reicht auf sieben Meilen? Nach einer Stunde kommt noch einmal ein erlaubtes Loch mit Wasser. Sieht eigentlich nicht schön aus. Ist aber ganz klar und dazu noch schön kalt. Jetzt verdurstet hier wohl keiner mehr. Zum frühen Abend hin komme ich in den Bear Mountain Park. Das besondere an diesem Park, er liegt vor der Bear Mountain Bridge, der Brücke, die über den Hudson River führt. Und der Trail führt hier durch einen kleinen Zoo. Wer auf dem Trail bis jetzt noch keinen Bären gesehen hat, soll hier endlich in den Genuss kommen. Aber hier liegt der Hase im Pfeffer. Bei meiner Ankunft um kurz nach fünf, ist der Zoo schon geschlossen. Es gibt zwar eine Alternativroute die auch nicht kürzer ist, aber der Zoo ist eigentlich Kult. Mir bleibt nichts anderes übrig. Im Park auf ner Bank will ich auch nicht schlafen. Hätte ich bloß keine Blaubeeren gegessen. Gegen 18:00 Uhr überquere ich den Hudson River und schlage nach weiteren 1,5 Meilen mein Nachtlager auf.
Tag 86: 09.07.2013 1384,0 von 2186 Meilen
Solche Leute wie Susan & John sind schon der Wahnsinn. Morgens noch lecker Rührei und Schinken gegessen. Bevor wir wieder los fahren, möchte ich ihm für meine Übernachtung was bezahlen. Er lehnt ab. Auf dem Wohnzimmertisch lasse ich trotzdem einige Scheine liegen. Als ich wieder auf dem Trail bin und noch etwas aus meinem Rucksack kamen will, merke ich, dass mein Essenbeutel gar nicht da ist. Zum Glück habe ich ne Visitenkarte. 15 Minuten später sehen wir uns noch einmal wieder. Hab den Beutel in seiner Garage liegen gelassen. Leider habe ich seit dem langen Samstag Probleme mit meinem linken Fußgelenk. Habe mich Ende der Woche noch so gut gefühlt.Heute komme ich die kurzen Anstiege nur schleppend hoch. Hinter dem ersten Hügel schon wieder ein Bär. Ein weiteres Highlight heute. Die kleine Badeeinheit im See. Danach schleppe ich mich zum nächsten Shelter. Es ist 17:00 Uhr. Eigentlich will ich nach dem Essen noch weiter. Habe aber irgendwie keine Lust mehr. Nach kurzem Zureden der anderen bleibe ich für die Nacht hier im Fingerboard Shelter. Von hier über den Hudson River sind es noch 15 Meilen. Die würde ich gerne Morgen schaffen.
Tag 86: 08.07.2013 1377,8 von 2186 Meilen
Die Nacht da oben auf dem Kamm ist es doch noch ganz schön windig geworden. Ich konnte die Heringe gestern aber ordentlich in den Boden hauen. Da kann nichts passieren. Kurzes trockenes Frühstück. Als ich eigentlich alles eingepackt habe, finde ich die faltbare Plastikflasche. Darin ist ca. noch ein drittel Liter Wasser. Meine eiserne Reserve trinke ich sogleich auf ex aus. Auf geht`s. Nach ungefähr einer Stunde komme ich an einem Loch mit Wasser vorbei. Sieht eigentlich nicht so gut aus. Eine Probe zeigt aber, dass es nicht nur klar sondern auch noch schön kalt ist. Also stand einem zweiten Frühstück nichts mehr im Wege. Die Moskitos sind der blanke Terror. Nicht einmal sein Geschäft kann man hier ungestört verrichten. Am Shelter bin ich um 12:00 Uhr alleine. Nach dem Essen haue ich mich noch ne Stunde auf mein Ohr. Um 14:00 Uhr mache ich mich auf zu einem Wasserfall. Hab den ganzen Tag noch keinen Hiker gesehen, also wird wohl auch jetzt keiner kommen. Obwohl wir hier in Amerika sind. Ab, im Adamskostüm ins Wasser. Kommt in dem Moment natürlich doch ein Spaziergänger vorbei. Den scheint es aber nicht zu stören. Später bekomme ich doch noch einmal einen Bären zu gesicht. Ich kann ihn auch eine ganze Weile beobachten. Als mein Phone dann beim Knippsen sein Geräusch macht, läuft er davon. Mit Wasser habe ich heute keine Probleme. Ich finde sogar noch Kühlboxen mit Wasser im Wald, die ich gar nicht benötige. In einer Box bietet einer sogar privat seine Dienste als Trail-Angel an. Eine Hikerin, die mich überholt, hat sich die Visitenkarte mitgenommen. Ich wollte eigentlich im Wald schlafen und hatte die Karte gar nicht gelesen. Als ich an der Straße ankomme, fährt gerade der Wagen vor. Ehrlich gesagt, hatte ich gar nicht richtig verstanden was hier abgeht. Ich fahre jedenfalls mit. Kurze Zeit später hat jeder von uns bei dem Typen ein Einzelzimmer. Frische Handtücher, Bettbezuege und ein geliehene frische Klamotten. Nach dem Duschen gibt es frischen Salat. Ich bekomme ein großes Steak gebraten und haue mir den Bauch noch mit Spagetti voll. Das sind Geschichten, die kann man hier nur auf dem Trail erlebt. Danach verkrieche ich mich auf mein Zimmer mit “open Wifi” und schreibe mein Tagebuch. Ach ja. John & Susan können sich noch daran erinnern, dass Socks letztes Jahr auch hier war.
Tag 85: 07.07.2013 1363,3 von 2186 Meilen
Der gestrige Tag war schon echt hart. Bin dann nach dem abendlichen B K Besuch auch schnell eingepennt. Auf einen langen Tagebucheintrag hatte ich keine Lust. Der heutige Tag wird dann zum Glück noch heißer. Ich muss im Ort aber erst einmal einkaufen. Wie gut, dass es hier keine Fußwege gibt. Muss man halt zwischen den 50 cm breiten Fahrbahnen und den angehobenen Mittelstreifen gehen. Erst gegen 11:00 Uhr bin ich so weit. Es ist d r ü c k e n d heiß. Wie gut, dass der erste Anstieg hier auch “Stairway to heaven” genannt wird. Am späten Nachmittag bin ich auch raus aus New Jersey. Es steht jetzt 8 : 6. Wenn man weiß was damit gemeint ist. Keine 15 Minuten später bin ich auch schon auf dem höchsten Punkt im Bundesstaat New York. Wenn ich das Monument vom höchsten Punkt von New Jersey mit dem von New York vergleiche, dann habe ich ganz klar einen Favoriten. Leider verliere ich die Meilen heute wieder, die ich gestern gewonnen habe. Um 20:00 Uhr baue ich mein Zelt wieder auf einer Bergkuppe auf. Mehr Wasser wäre auch nicht schlecht gewesen.