In letzter Zeit wache ich jeden Morgen so gegen 5:30 Uhr auf. Auch als ich in New Jersey geschlafen habe. Heute auch wieder, aber aufstehen kann ich so früh irgendwie nicht. So wird es heute Morgen sogar fast 8:30 Uhr bis es endlich weiter geht.
Der Weg ist heute die reinste Katastrophe. Für die nächsten 7 Meilen zum Shelter dauert es sage und schreibe 4 1/2 Stunden. So steinig ist der Trail hier. Aber ich habe riesen Glück. 10 Minuten nachdem ich unter dem schützenden Shelterdach sitze fängt es an zu regnen. Was die nächsten Tage wohl noch öfter vorkommen wird. Das blöde nur: Der Regen hält mich hier gleich mehrere Stunden fest. Erst um 16:00 Uhr entschließe ich mich, nachdem der Regen wieder eine Pause macht weiter zu gehen. Und prompt ist der Weg auch sehr gut zu laufen. Zum Blue Mountain Summit Restaurant brauche ich für die 4 Meilen keine 1 1/2 Stunden. Das Restaurant liegt keine 200 Meter ab vom Trail, kann man da vorbei gehen? Meinen Rucksack und die neuen, vom nassen Gras schon wieder recht schweren Boots bleiben draußen vor dem Eingang liegen.
Nach einer dreiviertel Stunde Pause nehme ich die letzten 6 Meilen für heute in Angriff.
Zu einem Teil wieder sehr schlecht zu gehen. Es ist wieder einmal dunkel und mit Kopflampe finde ich den Bake Oven Knob Shelter. Na ob der auch wieder voll ist? Leise schleiche ich um die Ecke. Kein Schw…n hier. Hätte ich nicht gedacht. Ruck zuck ist das Bett hergerichtet und die Nachtruhe eingeläutet.
Archiv für den Monat Juni 2013
Tag 77: 29.6.2013 1228,2 Meilen von 2186 Meilen
Um 12:15 Uhr war wieder zurück auf dem Trail. Vielleicht kurz ungewohnt, aber nach wenigen hundert Metern war ich wieder “Zuhause”. Ich war gespannt wie lange es dauern wird und vor allendingen wer der/die Erste sein wird, den man kennt.
Am ersten Shelter nach 6 Meilen ist es dann “Lady” die ich dort wieder treffe. Eine junge Hikerin, die ich das letzte Mal bei diesem grausamen Regentag im Shenondoah N.P. gesehen habe. Nach kurzem Überlegen wusste sie sogar meinen Namen. Die anderen Typen hier am Shelter waren Wochenendhiker. Von denen habe ich noch eine gut gefüllte Packung mit Rotwein mitbekommen.
Der nächste Shelter ist 9,1 Meilen entfernt. Hat ne Dusche und drinnen Etagenbetten. Ich hatte gehofft um 20:00 Uhr dort zu sein. Leider wurde das nichts. Den letzten Rest musste ich sogar noch mit der Kopflampe laufen. Und zu allem Überfluss war bei meiner Ankunft das Teil schon voll. Kurz vorher an der Straße hatte ich schon zwei Zelte gesehen. Es blieb mir nichts anderes übrig als mich dazu zu gesellen. Um 21:30 Uhr war mein Abendessen im Zelt gekocht. Danach hat es noch bis in die Nacht hinein leicht geregnet.
Wie geht das eigentlich?
Bei den ersten Planungen auf diese Reise habe ich mir häufig die Frage gestellt. Wie findet man in den einzelnen Bundesstaaten auf dem Trail eigentlich zurecht? Wie viele Wanderkarten braucht man da? Für Virginia vielleicht gleich 40 oder 50. Und wo bekommt man die her? Dabei ist die Lösung ganz einfach und wie ich finde auch recht günstig.
Man bestellt sich im Internet dieses Buch für 15,95 $. Da findet man auf 220 Seiten alle Informationen um sich auf diesen knapp 2200 Meilen zurecht zu finden.
Auf diesen Seiten die einzelnen Entfernungen, Höhenangaben, wo Shelter und Campgrounds sind, Wasserstellen, Aussichtspunkte etc.
Hier Angaben zu Unterkünften, Einkaufsmöglichkeiten, Öffnungszeiten, etc.
Und hier kleine Stadtplaene, mit seinen Unterkünften, Einkaufsmöglichkeiten, Postoffice, Entfernungen vom Trail, etc.
Dann braucht man eigentlich nur noch dem weißen Strich, “the white blaze” folgen und es kann nichts mehr schief gehen.
Tag 75: 27.06.2013 1213,7 von 2186 Meilen
Gegen 7:30 Uhr machen ich mich auf die letzten Meilen zur Stadt. Heute ueberholt mich erst einmal keiner. An der Strasse dauert es diese mal doch bestimmt 20 Minuten bis ich endlich eine Mitfahrgelegenheit ins 2 Meilen entfernte Hamburg kriege. Bei McDo werden sofort die Mails der letzten zwei Tage “abgeladen”. Ein Walmart liegt auch gleich um die Ecke. Hier bereite ich den Weitermarsch fuer die naechsten vier Tage vor. Wahrscheinlich werde ich auf der Strecke auch wieder auf Rolling R. treffen. Der will hier in HH PA. einen ZeroDay einlegen. Damit es fuer die Anderen gleich im Auto nicht ganz so schlimm wird im Restroom bei Walmart noch im Waschbecken die Oberbekleidung ein wenig gewaschen. Die restliche Zeit haenge ich wieder bei McDo ab. Hier gibt’s schliesslich open WIFI und Trinken bis der Arzt kommt. Um 14:30 Uhr sitzte ich im Auto nach New Jersey.
Bild: Ich danke Euch fuer 1213,7 wunderschoene Meilen auf denen ihr immer zu mir gestanden habt.
Habe heute neue Bilder hochgeladen. Vielleicht taeuscht mein Eindruck ein wenig. Der erst Teil auf dem Trail war vielleicht etwas spektakulärer, vieles war neu. Der letzte Teil auf dem Trail, hatte halt diese Bilder zu bieten. Ich bin gespannt wenn wieder die hohen Berge kommen.
Tag 74: 26.06.2013 1210 von 2186 Meilen
Am Morgen ist wieder Alles trocken. Um 7:30 Uhr geht es weiter. Schon nach kurzer Zeit holt mich die Erste die gestern noch im Shelter geblieben ist wieder ein. Zur Mittagspause um 14:00 Uhr sind dann Alle wieder da. Am Eagles Nest Shelter wird es jetzt ziemlich voll. Für einige bleibt nur das eigene Zelt. Ich will noch weiter zur Stadt. Ich werde Morgen aus Hamburg PA. abgeholt und folge einer Einladung von Bekannten in New Jersey. Etwa vier Meilen lasse ich noch für Morgen übrig. Werde wohl gegen 13:00 Uhr abgeholt. Dann sollte noch genügend Zeit bleiben um noch die Wäsche einmal zu waschen und um selber einigermaßen wieder frisch zu sein. Am Samstag soll es dann weiter gehen.
Tag 73: 25.06.2013 1194,4 von 2186 Meilen
Unser Campground letzte Nacht war recht gut besucht. Ich schätze so an die zehn Zelt standen da gestern in der Abenddämmerung. Heute Morgen um 7:00Uhr waren schon viele verschwunden. Zur Straße nach Lickdale ist es keine 200 Meter. Nach kurzer Fahrt wieder auf der Ladefläche im Pick-up sitzen wir um 8:00 Uhr bei Subway und schlagen uns die Bäuche mit Baguette und Cola voll. Ein Baguette nimmt jeder noch zum Mittag mit. Anschließend noch zu McDo zum Mails checken. Leider gibt’s um diese Zeit noch kein Eis zu kriegen. Um 9:00 Uhr sind wir zurück auf dem Trail. Besser gehts nicht. Es ist wieder sehr heiß heute. Schwüle Luft. Es riecht förmlich nach Gewitter.
Die erste Etappe sind ca. 8 Meilen. Die geht aber jeder für sich. Treffpunkt ist der nächste Shelter. Ich habe zwar genügend Wasser dabei, bei der Hitze aber noch etwas mehr zu haben wäre nicht schlecht gewesen. An einem Aussichtspunkt laufen mir dann wahrscheinlich Nummer “26 + 27″ über den Weg.
Als ich am Treffpunkt aufkreuze hat Rolling R. schon gegessen. Ich hole mir erst einmal drei Liter schönes kühles Wasser von der Quelle. Mit uns hier am Treffpunkt Nummer “25″ Lost. Nach ‘ner Weile schicken brechen die Beiden auf. Ich ruhe mich noch ne halbe Stunde aus. Als ich eigentlich fertig zum Aufbruch war, kam dass, was sich aus der Ferne schon andeutete. Ein richtig satter Schauer. So verzögert sich mein Abmarsch um eine halbe Stunde hier unter dem schützenden Dach des Shelter. Dann ist der Spuk vorbei. Die anderen Beiden hat der Schauer voll erwischt. Auf den folgenden fünf Meilen überschreiten wir die Meile 1186,0. Von jetzt an sind es keine 1000 Meilen mehr bis zum Mt. Katahdin. Um 17:15 Uhr trudel ich auch am Shelter501 ein. Ich werde schon sehnsüchtig erwartet. Der Shelter liegt dicht an einer Straße. Ein örtlicher Pizzaservice hat hier seine Speisekarte ausliegen. Man wartet nur noch auf meine Bestellung. Bock auf Pizza habe ich nicht. Hamburger und Pommes gehen immer noch. Dazu einen Liter Zitronenlimo. Während noch auf das Essen warten nutze ich die Zeit zum Duschen. Ja, So etwas gibts hier auch. Zwar nicht warm, aber bei der Hitze der letzten Tage wieder frisch gewaschen zu sein. Ein echter Luxus. Rolling R. ist immer noch genervt vom Schauer. Ausserdem ist natürlich die ganze Kleidung nass. Ich packe Alles ein und mache mich um 19:00 Uhr noch auf den Weg. Nach zwei Stunde kommt ein Campground mit einem Aussichtspunkt. Keiner hier. Auch egal. Auf dem letzten Stück ging es wieder über so viele Steine, da wollte ich nichts riskieren. Hier sind viele schöne ebene Flächen zwischen den Bäumen. Um 22:00 Uhr noch einmal ein ordentliches Gewitter. Schön, dabei im trockenen Schlafsack zu liegen.
Tag 72: 24.06.2013 1177,3 von 2186 Meilen
Irgendwie muss hier heute Morgen schon in aller früh einer an unserem Campground vorbei marschiert sein. Hat wohl kurz den Aussichtspunkt aus unserem Lockbuch “abgehakt” und weiter gehts. Ich war jedenfalls um 5:30 Uhr wach. Konnte / wollte nicht mehr schlafen und habe unser Essen aus dem Baum geholt und es mir auf dem Felsen gemütlich gemacht. Leider war mein Vorrat an Wasser so gut wie aufgebraucht. Von hier aus mussten erst einmal vier Meilen abmarschiert werden um an das kostbare Nass zu gelangen. Solche Probleme sollen uns heute erspart bleiben. Quellen oder kleine Flüsse gibt es genug. Heute ist eigentlich ein ganz normaler Arbeitstag. Obwohl wir gar nicht so viele Meilen machen wollten werden es über 20. Wenn ich mir inzwischen meine Schuhe betrachte, wird wohl zum Wochenende ein Boxenstop fällig. Die Sohle am linken Schuh scheint sich langsam zu lösen.
Zu unserer letzten Etappe brechen wir wie gestern gut ausgeruht um 19:00 Uhr gemeinsam auf. Den Tag über haben Rolling R und ich uns Punkte abgemacht wo wir uns immer wieder getroffen haben. Um 21:30 Uhr erreichen wir ein Campground ganz in der Nähe einer viel befahrenen Straße. Dort wollen wir gleich in der Früh die zwei Meilen in den Ort trampen. Was leckeres essen und zurück zum Trail fahren und Meilen machen.
Tag 70: 22.06.2013 1142,5 von 2186 Meilen
Mein Campground letzte Nacht war auch gar nicht so schlecht. Ne grüne Wiese. Heute Morgen schöner Sonnenaufgang . Habe nur nicht fotografier,t weil so viele Mücken um diese Zeit schon in dem Fliegennetz am Zelt hingen. Noch bevor ich eingepackt hatte sind die anderen Typen von gestern Abend an mir vorbei. War auch gut dann gestern Schluss gemacht zu haben. Hinter der nahegelegenen Autobahnüberführung war selbst am Tage die Wegführung nicht klar zu erkennen. Um 9:00 Uhr ist es schon fürchterlich heiß. An einer Quelle wird Wasser aufgefüllt und T-Shirt und Hemd in Wasser getränkt. Das hält meistens für ne gute Stunde den Körper schön kühl. Ab Mittags geht der Weg wieder nur noch über Steine. Das soll die nächsten Tage so bleiben. Erst gegen 17:00 Uhr komme ich im Ort an. Und was nicht eingeplant ist, das unter Hikern allseits bekannte Doyle Hotel ist ausgebucht. Zum Glück organisiert einer der Jungs einen Shuttle zu einem anderen Motel. Dieses liegt allerdings weiter ausserhalb. So kann ich heute Abend zwar noch Duschen, Waschen und Essen gehen. Den Einkauf muss ich irgend wie Morgen noch organisieren.
Tag 69: 21.06.2013 1126,4 von 2186 Meilen
Habe mich gestern noch mit dem Engländer unterhalten. Der macht am Tag Minimum 24 – 26 Meilen und ist zwei Wochen nach mir gestartet. Am Morgen sehe ich ihn auch nicht mehr. Ich bin um 7:30 Uhr – gut gefrühstückt – wieder auf der Bahn. Mein Bärenbeutel ist auch nicht mehr so schwer. Nach 16 Meilen erreiche ich den kleinen Ort Boiling Springs. Sieht eher aus wie ein netter kleiner deutscher Kurort. Ich habe zwar auf dem Weg hier her schon einmal warm gegessen. Die Gelegenheit ist günstig. In einem Restaurant wird noch einmal nachgelegt. Es ist ein sehr schöner Tag heute. Fast schon zu warm. Die Organisation des AT unterhält hier ein Büro. Draußen hängen einige Hiker herum. Nach dem Essen geselle ich mich dazu. Um 18:00 Uhr ist es immer noch sehr warm. Zu unserer Unterhaltung findet vor uns im Park eine Hochzeit unter freiem Himmel statt. Ich sitze hier eigentlich die Zeit ab und warte, dass es kühler wird. Von hier aus sind es noch einmal 14 Meilen bis zum nächsten Shelter. Ab hier soll der Weg nur über Farmland führen. Lampen ist verboten. Die Strecke sieht auf meiner Karte so flach aus, so eben ist es nicht einmal bei mir im flachen Norden. Ich will ab hier in die Nacht hinein gehen. Und wenn ich nicht mehr kann, findet sich hoffentlich doch irgendwo ein verborgenes Plätzchen. Um 19:00 Uhr ist es ohne Schatten immer noch sehr warm. Ich tränke meine Oberbekleidung noch in kaltem Wasser. Und weiter gehts.
Um 23:00 Uhr hatte ich dann keine Lust mehr. Es sollte hier über Farmland gehen. Mit Kopflampe bin die meiste Zeit immer wieder durch kleine Waldabschnitte gekommen. Noch bei Tageslicht habe ich zwei andere Hiker überholt, die mich schon seit zwei Tagen verfolgen. Die haben schon recht früh aufgegeben. Später war ich neidisch auf ihren Zeltplatz gleich neben einem Stoppelfeld. Als ich mich zum Aufhören entschieden habe, geht der Weg eigentlich nur noch durch den Wald und kreuzt irgend eine Straße. Schön waren an manchen Stellen die kleinen Glühwürmchen wenn sie wie an manchen Stellen zu hunderten geleuchtet haben. Mein Nachtlager scheint hier neben zwei viel befahrenen Straßen zu liegen. Mal sehen was das für eine Nacht wird.
Tag 68: 20.06.2013 1101,2 von 2186 Meilen
Da stellt man sein Zelt in einer lauen Sommernacht auf und glaubt am nächsten Morgen ist es schön trocken. Nichts da. Jedenfalls wenn es wie hier im hohen Gras steht. Wenigsten ist es nicht mehr so dreckig. Bei der ersten Pause am nächsten Shelter haben auch Snail & Turtle wieder zu mir aufgeschlossen. Ich könnte mich hier schon wieder festsabbeln. Will aber heute noch Strecke machen. Eigentlich sollte man bei Meile 1092,9 am Mittelpunkt des Mails im Jahr 2013 vorbei kommen. Ich verpasse die Stelle leider, weil ich eigentlich hier ein Schild erwartet hätte. In Wirklichkeit hat man auf einem Campground mit Steinen das Zeichen ” 1 / 2 ” hingelegt. Eine junge Hikerin will mir das Bild die nächsten Tage zumailen. Ich komme wenigsten noch an einem anderen Schild vorbei. Es soll der Mittelpunkt 2011 gewesen sein. Hier stört mich auch nicht, dass mich hier keiner fotografieren kann. Der Weg führt später wieder durch einen Park. Aber schon wieder Hamburger essen wäre langweilig. Hier gibt es einen kleinen Laden, wo es Sitte auf dem Trail ist, einen Eisbecher von der Grösse einer halben Gallone (das sind fast zwei Liter) zu verzehren. Von den Leuten, die ich hier antreffe, essen alle nur normale Portionen. Die Jugend ist heute halt auch nicht mehr das, was sie früher mal war. Um 17:00 Uhr brechen alle auf. Einige bleiben hier im Hostel. Einige gehen noch im See baden. Ich gehe noch einen Hügel rauf zum Campground. Zum Glück ist es jetzt nicht mehr zu warm. Am Campground mache heute sogar mal ein Lagerfeuer an. Macht aber wenig Sinn, weil es überhaupt keine Möglichkeiten zum hinsetzen gibt. Um 20:00 Uhr quartiert sich neben meinem Zelt noch ein Engländer ein. So ist wenigstens noch jemand zum schnacken da. Um 21:30 Uhr geht heute schon das Licht aus.
Bird, Snail und Turtle