Nee, nee …. So sollte Mt. Katahdin nicht davon kommen. Ich habe den Berg in den letzten Tagen bei so schönem Wetter gesehen. Kenne aus dem Internet so tolle Bilder. Das konnte noch nicht Alles gewesen sein. Schon beim Aufstieg gestern war mir klar, wenn das Wetter heute besser ist, gehe ich da noch einmal rauf. Die anderen Hiker hatten da zwar kein Verständnis für. Durfte mir dafür auch anhören “The German guy is crazy”. Soll er ruhig. Für mich ist es eher unbegreiflich, wie manche einen Trail über 2000 Meilen quasi im Dunkeln beenden. Das Hostel, in dem ich mich in Millinocket einquartiert habe, fährt jeden Morgen um 6:30 Uhr Gäste aus dem Haus in den Baxter State Park. Wie auch heute Morgen. Zwei Urlauberpärchen, die auch auf Mt. Katahdin wollen. Ich hatte es eilig. Habe mich am Parkplatz gleich verabschiedet. Es war erst einmal sonnig mit einigen Wolken. Nach ca. einer Meile überholt mich “laufend” der Ranger, der am Vorabend unsere Registrierung durchgeführt hat. Kurze Zeit später steht er am Wegrand, hält sich am Baum fest und erklärt mir, dass das wohl doch ein wenig zu schnell war. Er muss sich um zwei Hiker kümmern, die gestern den Abstieg nicht mehr geschafft haben und die Nacht ohne Zelt und Schlafsack am Berg verbracht haben. Das werden mit Sicherheit Tageswanderer gewesen sein. Ein zweites Mal hat er mich jedenfalls nicht überholt. Nach etwa einer Stunde werden die Bäume schon kleiner, und die ersten großen Steine kommt man nur auf allen Vieren hoch. Nach zwei Stunden sind die Bäume ganz verschwunden. Es geht nur noch über große Felsen. An wenigen Stellen sind sogar Eisenbügel in die Felsen eingebracht worden, um dort Halt beim Hochklettern zu finden. Die Aussicht ist grandios. An einer Stelle geht es schätzungsweise 500 Meter im 45° Winkel quasi auf einer Kammspitze aufwärts. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich hier gestern schon mal gewesen bin. Etwa eine Stunde bevor ich erneut auf dem Gipfel bin ziehen wieder große Wolken auf. Die Aussicht ist davon aber nicht beeinträchtigt. Mit fotografieren und filmen dauert es heute etwa 4 Stunden 15 Minuten. Es herrscht reger Betrieb hier oben. Auch heute sind nur etwa zehn Thru-Hiker hier oben, die das Ende mit Sekt und Zigarren feiern. Ich treffe auch drei bekannte Gesichter wieder. Halt mich hier aber erst einmal zurück. Camel muss mich dann aber doch noch einmal auf dem Schild in Siegerpose fotografieren.
Für den Rückweg habe ich mir allerdings eine andere Route vorgenommen. Von hier aus geht es über die “Knife Edge”, oder ich übersetze, die “Messerklinge” etwa 1,5 Meilen auf über 1500 Meter Höhe im großen Bogen weiter. Und hier sieht man dann wieder, dass wir in Amerika sind. Hier gehen Leute über die Felsklippen, die sind so alt, die würden im Harz nicht mal auf den Wurmberg, geschweige denn auf den Brocken gehen. Ein kleines Mädchen würde ich auf gerade mal acht Jahre schätzen. Vom Mt. Katahdin bis zum anderen Ende brauche ich zwei Stunden. Und hier wird dann richtig geklettert. Meine Mutter möge es mir verzeihen. Bis zum Ende dieses kleinen Tagesausfluges sind es noch einmal 3,2 Meilen, die sich ewig hinziehen. Unten am Parkplatz muss ich das allerletzte mal trampen. Ist auch kein Problem. Es stehen noch einige Autos hier herum. Nach etwa einer Viertelstunde kann ich beim dritten Wagen meinen Rucksack in den Kofferraum schmeißen. Ich bin Heute mal wieder gerne verrückt gewesen.